Wallbox Episode I

21.07.2025 13:37
by bitstacker

Foto von meiner Wallbox

Hurra, es gibt ein neues Auto! (Habemus autocinetum?) Das neue Auto braucht Strom (und gelegentlich auch ein bisschen Diesel). Also brauchte ich eine Wallbox. Aber was für eine Wallbox will man haben? Die meisten Wallboxen sind eigentlich glorifizierte Adapterkabel. Die Ladeelektronik steckt sowieso im Auto.

Natürlich will man aber ein bisschen einen Blick darauf haben was man so läd. Viele der Wallboxen auf dem Markt haben deswegen auch Wifi (oder sogar Ethernet). Das ist aber wie bei allem Tech-Müll heutzutage: Du kriegst dazu eine App. Mit der App meldest du die Wallbox dann im Wifi an. Dann verbinden sich App und Wallbox in die Cloud und du kriegst mehr oder weniger brauchbar angezeigt was du so geladen hast. Und wenn dann in drei Jahren der Hersteller keinen Bock mehr hat, wird die Cloud abgeschaltet und du kannst nicht mehr Laden.

Das fand ich aber irgendwie doof. Ich könnte natürlich auch einfach eine "dumme" Ladestation kaufen und ein Shelly oder ähnliches davor bauen. Das könnte ich dann in meinen Home-Assistant einbinden und fertig. Dann wäre zumindest die Cloud weg. Und ich hätte Messwerte für den Verbrauch und könnte die Wallbox bei Bedarf abschalten.

Aber ich hätte auch gerne etwas mehr Infos über den Ladevorgang. Zum Beispiel ob das Auto angeschlossen ist. Ich würde auch gerne steuern können wie schnell geladen wird.

Da will man eigentlich eine Wallbox die OCPP kann. Im Familienumfeld habe ich schon mal eine "ABB Terra AC" in Betrieb genommen. Daher wusste ich das diese Wallbox auch OCPP kann und wie die Inbetriebnahme läuft (dazu gleich mehr). Ausserdem kann die Box auch Modbus RTU. Das wird evtl. noch beim Energiemanagement relevant (dazu später mal ein extra Blogpost). Sie hat auch mehrere analoge Aus- und Eingänge zum direkten Ansteuern (Not-Aus, Fehler). Konfigurieren geht über Bluetooth. Wifi + Ethernet für die Kommunikation. Und sogar einen RFID-Reader (falls man die Authentifizierung per RFID-Chip machen möchte). Maximale Ladeleistung ist 11kW. Für das neue Auto mehr als ausreichend.

Der Neupreis liegt bei ca. 500€. Aber gebraucht habe ich eine für 300€ auf Ebay gefunden (Yay!) (ABB Terra AC-W11-G5-R-0).

Leider gibt es bei den Wallboxen von ABB ein paar Probleme:

  • Du kannst die Wallbox als Privatperson nicht in Betrieb nehmen. Du brauchst eine App (TerraConfig). Für diese App braucht man einen Account. Einen Account kannst du nur als Elektriker anlegen.
  • Um die Wallbox zu konfigurieren musst du einen PIN-Code haben. Bei neuen Wallboxen ist der dabei. Bei einer gebrauchten vermutlich nicht.

Die tun echt alles dafür das niemand eine gebrauchte Wallbox haben will...

Das erste Problem konnte ich umgehen: Ein Elektriker kann "Unteraccounts" anlegen. Ich habe ja bereits eine baugleiche Wallbox in Betrieb genommen. Und der Elektriker der da involviert war (Grüße gehen raus an meinen Dad!) hat mir natürlich so einen Account angelegt. Damit kann ich jetzt beliebig ABB Wallboxen konfigurieren (sofern ich den PIN-Code habe). Eventuell kann man auch einfach lügen bei der Account-Erstellung. Aber das habe ich nicht getestet.

Das Problem mit dem fehlenden PIN-Code kann man über den ABB Support lösen (Siehe FAQ). Ich habe dem Support eine Nachricht geschickt (mit der Seriennummer und dem Produktcode) und nach ca. einer Woche hatte ich den Code.

Also Wallbox anschliessen. Mit der TerraConfig-App konfigurieren (Man muss dazu in Bluetooth Reichweite sein). Und dann Strom Ahoy! Zugegeben, laden ging schon vorher, da die Box vom Vorbesitzer schon auf "Freies Laden" geconft war. Aber ich konnte jetzt auch den Ladestrom auf 6A pro Phase begrenzen (Default war 16A). Das ist besser für den Akku im Auto. Da ich ja eh Nachts lade ist es egal ob der Ladevorgang 2h oder 5h dauert. Und ich kann jetzt den OCPP-Server konfigurieren (Default ist der OCPP-Server von ABB der für die Endkunden-App "ChargerSync" verwendet wird). Als Zuleitung habe ich 5x4mm² NYM-Leitung verwendet.

Erstes Ziel ist also erreicht: Ich kann das Auto laden. Wie es mit dem OCPP-Server weitergeht werde ich in einem weiteren Blogpost erzählen. Da ich die Wallbox Außen montiert habe, habe ich ihr auch ein kleines Dach spendiert. Die Wallbox ist zwar für den Außeneinsatz gedacht und auch entsprechend "dicht" verarbeitet, aber etwas mehr Wetterschutz kann ja nicht schaden. Und es sieht auch etwas passender aus. Abgesehen von der Installation bin ich aber echt mit der Wallbox zufrieden. Die Features sind toll und die Verarbeitung ist auch eher "Robust". Das ist heutzutage ja schon etwas besonderes.